Genossenschaften im Handwerk: Chancen, Modelle und Gründung

Was ist eine Genossenschaft?
Eine Genossenschaft ist ein Zusammenschluss von Personen oder Betrieben, die gemeinsam wirtschaftliche, soziale oder kulturelle Ziele verfolgen. Im Mittelpunkt steht die Förderung der Mitglieder, nicht die Gewinnmaximierung. Typisch sind die demokratische Mitbestimmung („ein Mitglied, eine Stimme“) und die Rückvergütung von Überschüssen an die Mitglieder. Die Grundprinzipien lauten Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung

Welche Modelle gibt es im Handwerk?
Im Handwerk gibt es zwei Hauptformen von Genossenschaften:

  • Zusammenschluss mehrerer Betriebe:
    Mehrere selbstständige Handwerksbetriebe bündeln ihre Kräfte, um z. B. gemeinsam einzukaufen, Marketing zu betreiben oder Maschinen und Werkstätten zu nutzen. So können Kosten gesenkt, Ressourcen effizient eingesetzt und die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden. Auch Fachkräfte wie IT-Personal können gemeinsam beschäftigt werden. Herausforderungen bestehen in der Abstimmung und im Ausgleich unterschiedlicher Interessen
  • Betrieb eines einzelnen Unternehmens durch eine Genossenschaft:
    Hier wird ein Betrieb gemeinschaftlich getragen, etwa um die Nachfolge zu sichern oder ein neues Unternehmen zu gründen. Vorteile sind die Sicherung von Arbeitsplätzen, die breite gesellschaftliche Verankerung und die hohe Identifikation der Mitglieder. Diese Form eignet sich besonders, wenn ein Betrieb erhalten bleiben soll, aber kein Einzelnachfolger gefunden wird

Vorteile einer Genossenschaft im Handwerk:

  • Gemeinsame Nutzung von Ressourcen, z. B. Maschinen, Lager oder Personal
  • Kostenersparnis durch gebündelten Einkauf und geteilte Ausgaben
  • Größere Marktpräsenz und bessere Chancen bei größeren Aufträgen
  • Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber großen Anbietern
  • Demokratische Mitbestimmung und Schutz vor Übernahmen durch Einzelne
  • Flexible Gestaltungsmöglichkeiten in der Satzung

Typische Herausforderungen und Risiken:

  • Entscheidungsprozesse können durch die demokratische Struktur länger dauern
  • Verpflichtende Prüfungen durch einen genossenschaftlichen Prüfungsverband verursachen zusätzliche Kosten
  • Die Kapitalbeschaffung ist oft schwieriger als bei Kapitalgesellschaften
  • Schwaches Engagement einzelner Mitglieder kann die Genossenschaft schwächen
  • Verantwortung und Zuständigkeiten können sich bei vielen Mitgliedern verwässern

Wie wird eine Genossenschaft gegründet?

  • Mindestens drei Gründungsmitglieder
  • Erarbeitung einer Satzung mit Festlegung des Förderzwecks
  • Durchführung einer Gründungsversammlung
  • Wahl von Vorstand und ggf. Aufsichtsrat
  • Eintragung ins Genossenschaftsregister
  • Mitgliedschaft in einem Prüfungsverband, der regelmäßig prüft und berät

Worauf sollten Gründer achten?

  • Klare gemeinsame Ziele und ein solides wirtschaftliches Konzept
  • Professionelle Organisation und offene Kommunikation
  • Aktive Beteiligung aller Mitglieder
  • Frühzeitige Beratung durch Experten, z. B. bei der Handwerkskammer

Für wen eignet sich eine Genossenschaft?
Genossenschaften sind besonders geeignet für Handwerksbetriebe, die gemeinsam wirtschaften, Risiken teilen und demokratische Strukturen schätzen. Sie bieten sich an, wenn größere Investitionen anstehen, die regionale Infrastruktur gesichert werden soll oder innovative Projekte umgesetzt werden sollen

Fazit:
Genossenschaften bieten Handwerksbetrieben viele Chancen für nachhaltigen Erfolg und Zusammenarbeit. Sie sind eine flexible und zukunftsfähige Organisationsform, wenn die Gründung gut vorbereitet wird und die Mitglieder aktiv mitwirken.

 

Die Berater der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) – Region Ostbrandenburg beraten Sie telefonisch und persönlich zu Ihren individuellen Fragen und Wünschen. Die Beratung erfolgt nach Terminvereinbarung gern auch direkt vor Ort in Ihrem Betrieb.

Ansprechpartner

Jan-Philip Holl

Betriebsberater (Beratungsbüro Eberswalde)

Telefon:03334 24041 oder 0151 54031435

Telefax:0335 5619 - 123

jan-philip.holl@hwk-ff.de

Jens Pawlowski

Betriebsberater (Beratungsbüro Frankfurt (Oder) und Eberswalde)

Telefon:0335 5619 - 121 oder 0151 15159927

Telefax:0335 5619 - 123

jens.pawlowski@hwk-ff.de

Martin Stadie

Betriebsberater (Beratungsbüro Hennickendorf)

Telefon:033434 439 - 27

Telefax:033434 439 - 63

martin.stadie@hwk-ff.de

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner